BAD KREUZNACH

Lessons of History

23.05. – 26.10.2025

☞ MUSEUM SCHLOSSPARK

☞ RÖMERHALLE

☞ FONDATION KUBACH-WILMSEN

Das Ausstellungskapitel in Bad Kreuznach widmet sich Lees Publikation Lessons of History (1913) in der sie die Degradierung von historischen Stätten und Objekten zu passiven Zeugen der Vergangenheit, die im Laufe der Zeit Veränderungen und Vereinnahmungen in ihrer Bedeutung erfahren können, hinterfragt. Die künstlerischen Arbeiten von Itamar Gov, Gideon Horváth und Alexis Stiteler, im MUSEUM SCHLOSSPARK und der RÖMERHALLE führen diese Überlegungen exemplarisch fort. 

Die Skulptur von Panos Profitis (*1988, lebt und arbeitet in Athen) im Obergeschoss des MUSEUM SCHLOSSPARK hebt die historische und mythologische Dimension ästhetischer Fragen in den Vordergrund, indem er sich auf die hellenistische griechische Kultur und moderne industrielle Materialien bezieht. Profitis‘ Arbeit Herald aus Aluminiumguss zeigt einen fragmentarischen Fuß mit Flügeln – eine Referenz auf die Figur des griechischen Gottes Hermes. Die Gegenüberstellung der Arbeit Profitis und den Skulpturen der Familie Cauer betont die Omnipräsenz klassischer Antikenreferenzen. Die Nutzung moderner Materialien, die Spuren des Schaffungsprozesses offenlegen, setzt sich jedoch stärker von einem bekannten Kanon ab und schafft so einen Dialog zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem.

Im rechten Obergeschoss des MUSEUM SCHLOSSPARK wird die Werkserie Earthly Perseids von Itamar Gov (*1989 lebt und arbeitet in Berlin, Paris und Bologna) gezeigt. Sie ist eine fortlaufende Reihe von Cyanotypien, die aus einer Mischung aus Eisenammoniumoxalat, Kaliumferricyanid und direktem Sonnenlicht entstanden sind. Die Arbeiten zeigen winzige einzelne Steine, die Gov in verlassenen Häusern in verschiedenen Teilen der Welt gesammelt hat, Überreste zerfallender Realitäten, die kurz vor dem Abriss stehen. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die Perseiden, periodische Meteorschauer, die zwischen Mitte Juli und Ende August zu sehen sind. Gov sammelte die Steine während dieser Zeit: Jeder der Earthly Perseids ist mit den genauen Koordinaten versehen, an denen der ursprüngliche Stein gefunden wurde. Die in Bad Kreuznach ausgestellten Werke wurden an genauen Standorten in Berlin (52°29'16.6„N13°15'46.6“E), Favignana (37°56'14.3„N12°16'36.3“E), Naganomura, Hiroshima (34°49'13.5„N133°13'20.3“E), Istanbul (41°02'23.3„N 28°57'05.2“E) und Sainte-Marguerite-sur-Mer (49°54'36.1„N0°56'20.9“E) gesammelt. Einzeln fotografiert, drastisch vergrößert und als Cyanotypie auf Papier gedruckt, verwandeln sich die kleinen Splitter in monochrome Meteoriten, Gletscher, Sterne, Inseln – komplexe und facettenreiche Landschaften menschlicher Existenz und Lebensräume, Überreste eines Lebens, das nicht mehr existiert.

In Verbindung mit den Bronzestatuen des Museums spiegeln die Arbeiten die Beziehung zwischen dem individuellen künstlerischen Schaffen und einem breiteren räumlichen und temporären Kontext wider. Die Bronzestatuen zeigen die künstlerischen Entwicklungen der Familie Cauer, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Sie vermitteln einen Eindruck der künstlerischen Werke der verschiedenen Cauer-Generationen in Bezug zu den jeweiligen politischen, sozialen und künstlerischen Strömungen ihrer Zeit.

Im linken Obergeschoss verweisen drei neue Arbeiten von Alexis Stiteler (*1992 lebt und arbeitet in San Paul, USA) auf die Schnelllebigkeit eines industrialisierten – und inzwischen digitalisierten – Zeitalters. So bezieht sich Stiteler bewusst in der Materialität auf antike handwerkliche künstlerische Produktion und verbindet in ihrem Sujet immer wieder Referenzen auf historische Fragmente verschiedenster Kulturen. Eine Rückbesinnung auf handwerkliche Techniken ist für die Künstlerin essenziell, so arbeitet sie neben ihrer künstlerischen Praxis auch mit Textilproduzenten, die jenseits der Massenproduktion Einzelstücke nachhaltig herstellen. So sind die Zeichnungen auf mit Walnussschalen handgefärbtem und -gewebtem Textil platziert. Die neuen Arbeiten erweitern diese Praxis: die handgefertigten Holzrahmen zeigen eingebrannte Muster und Ornamente und erlauben es der Künstlerin, skulpturale Elemente in ihre Zeichnungen auf Textil zu integrieren. In der Gegenüberstellung der Arbeiten von Stiteler und dem Muschelmädchen, welches 1874 von Robert Cauer dem Älteren (1831 bis 1893) in Rom erarbeitet wurde, wird die Antikenrezeption beider Kunstschaffenden deutlich.

Im zweiten Stock des MUSEUM SCHLOSSPARK sind drei Textilarbeiten des Künstlerduos Kalos&Klio (* und arbeiten in Thessaloniki) zu sehen. Mit Hilfe einer Wahrnehmungserweiterung durch die Augmented Reality-App wird die Arbeit The Caged Bird Sings of Freedom zu einem digitalen Erlebnis. So enthüllen ihre bunten, handgewebten Teppiche die Geschichte(n) zwischen den Fäden.

Die Arbeiten gehören zur Werkreihe On the Tapis. The Phantom Of Liberty, die aus handgewebten Teppichen und Baumwolltextilien besteht. Der Titel bezieht sich auf den surrealistischen Film Le Fantôme de la liberté von Luis Buñuel. On the Tapis. The Caged Bird Sings of Freedom ist inspiriert von dem Gedicht The Caged Bird (Der gefangene Vogel) von 1983, der Dichterin und Bürgerrechtlerin Dr. Maya Angellou. Das Gedicht beschreibt die gegensätzlichen Erfahrungen zweier Vögel in Freiheit und in Gefangenschaft. Der gefangene Vogel singt, um einerseits seine Sehnsucht nach Freiheit als auch seine Ängste vor dem Unbekannten in der Freiheit Ausdruck zu verleihen. Die Ikonographie des Teppichs bezieht sich auf das traditionelle Motiv des doppelten kreuzförmigen Medaillons, ein Muster, das als Adler-Kazak oder Sunburst-Kazak bekannt ist. Der Adler-Kazak ist der berühmteste aller südkaukasischen Teppiche, die von Armeniern in der Region Karabach hergestellt werden.

Richten Sie Ihr Handy auf den Teppich, um 3D-Animationen, Videos und Sound freizuschalten. So verbinden Sie traditionelles Handwerk mit digitaler Geschichtenerzählung.

Anweisungen:

1. Laden Sie die passende App mithilfe der QR-Codes herunter

2. Starten Sie die App und wählen Sie „Start“

3. Bewegen Sie Ihr Gerät langsam, um die drei Hotspots zu lokalisieren

4. Tippen Sie auf „Play“ um das interaktive Erlebnis zu starten.

Für optimalen Klang verwenden Sie bitte Kopfhörer.