Ludwigshafener Beschwerde-Chöre 2019

Ludwigshafener Beschwerde-Chöre 2019

#BeschwerDich

Das Projekt

Kurz erklärt
#BeschwerDich und gib deinem Ärger eine Stimme! Damit riefen wir Ludwigshafener Bürgerinnen und Bürger auf, sich unserem außergewöhnlichen Ausstellungsprojekt anzuschließen. Mit Unterstützung der Musiker*innen Coco SaFir, Roland und Bernhard Vanecek wurden vier Liedtexte geschrieben, vertont und aufgeführt.  Auf YouTube können Sie die Musikvideos anschauen. Das Ziel: kleine und große Beschwerden der Ludwigshafener singend zum Stadt-Thema machen! 

Wie alles anfing
Die finnische Redewendung "Valituskuoro" beschreibt Situationen, in denen eine Gruppe von Personen sich gleichzeitig, fast impulsartig über einen Zustand beschwert. Wörtlich ins Deutsche übersetzt könnte man es als "Beschwerde-Chor" betiteln. Aus dieser Redewendung heraus entwickelte das deutsch-finnische Künstlerpaar Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen im Jahre 2005 ihr Konzept und initiierte seinen ersten Complaints Choir in Birmingham. Grundidee war es, die Beschwerden der BürgerInnen von Birmingham zu sammeln und zu einem Lied zu texten. Innerhalb von zwei Wochen erarbeiteten die Birminghamer gemeinsam mit dem Musiker Mike Hurley und dem Künstlerpaar ihren Liedtext. Das Video des Complaints Choir of Birmingham stieß aufgrund der bis dato noch jungen Internetplattform "Youtube" auf internationalen Anklang. Die Idee wurde im Jahr 2006 daher als OpenSource Project freigestellt. Kalleinen und Kochta-Kalleinen entwickelten dafür einen 9-Schritte-Plan, der die Umsetzung eines eigenen Complaints Choir anleiten soll. 

Großer Anklang
Das Künstlerpaar wurden eingeladen, diverse Chöre in unterschiedlichen Ländern zu initiierern. Der Bedarf nach einer Beschwerde-Kultur wurde in Anfragen aus Hong Kong, Philadelphia, Gothenburg oder Buenos Aires betont. Bislang hat das Künstlerpaar Workshops in Helsinki, St. Petersburg, Hamburg-Wilhelmsburg, Chicago, Singapore, Copenhagen, Tokyo, Teutonia und Berlin/Dresden organisiert. Seither wurde das Konzept weltweit über 150 Mal aufgenommen und neu interpretiert. Die Chöre reichen von einem 1-Person-Chor in Kanada bis zum bislang größten Beschwerde-Chor in Köln mit über 150 SängerInnen. 

Angeeckt
Der Singapore Complaints Choir geriet aufgrund seiner Umsetzung in einen politischen Diskurs, als Funktionäre die Aufführungen des Chores untersagten. Das Verbot wurde später im singaporianischen Parlament debatiert. Der Auftritt des Chores wurde dokumentiert und zu einer beeindruckenden Videoinstallation in Ausstellungen zusammengestellt.

Die Ludwigshafener Beschwerde-Chöre

Gemeinsam Gehör verschaffen! Das war das Ziel von den Ludwigshafener Beschwerde-Chören. Der Kunstverein Ludwigshafen bot vier verschiedene Workshops zur kostenlosen Teilnahme an. Das Ergebnis waren vier Chöre und vier ganz persönliche und inhaltsstarke Beschwerde-Lieder. Unterstützt wurden sie von den MusikerInnen Coco SaFir, Roland und Bernhard Vanecek. Nach der Produktion wurden die Texte vertont und aufgeführt. Insgesamt 81 ChorteilnehmerInnen sangen in den Straßen Ludwigshafens über überfüllte Hörsäle, Leistungsdruck, Artenschutz und Wohnungsnot. Auf YouTube können Sie die Musikvideos anschauen und sich selbst ein Bild von der mitreißenden Stimmung machen. 

Die Teilnahme war kostenlos und fand in Kooperation mit der Hochschule Ludwigshafen am Rhein statt.

Das Team

BARBARA AUER ist 1957 in Konstanz geboren. Hat Kunstgeschichte und Germanistik in Zürich und Heidelberg studiert und ist seit 1996 Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen. Sie ist die Initiatorin der Beschwerde-Chöre in Ludwigshafen und kuratiert die begleitende Ausstelung im Kunstverein Ludwigshafen mit dem deutsch-finnischen Künstlerpaar Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen.

ANICA SKIBBA ist 1994 in Hannover geboren. Hat Kunstgeschichte und Bildungswissenschaft in Heidelberg studiert und arbeitet für den Kunstverein Ludwigshafen seit 2 Jahren. Sie ist Kunstvermittlerin und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Für Fragen und Belange rund um die Beschwerde-Chöre ist sie als Projektassistenz die erste Ansprechpartnerin.

COCO SAFIR oder Anna Vanecek ist 1984 in Demmin in der Nähe der Ostsee geboren. Als Aktionskünstlerin und Sängerin versucht sie durch mittels der Musik gesellschaftliche Themen auf interaktive Weise in ihren künstlerischen Projekten sichtbar zu machen. Die Beschwerde-Chöre begleitet sie gemeinsam mit Roland und Bernhard Vanececk und steht den Teilnehmer*innen mit ihrer Expertise helfend zur Seite.

ROLAND VANECEK ist 1975 in Frankfurt am Main geboren. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Tubaspieler im Wiesbadener Sinfonieorchester widmet er sich der Weltmusik und der Vermittlung von Improvisation. Aus Leidenschaft zur Musik begleitet er die Beschwerde-Chöre musikalisch und steht helfend den Teilnehmer*innen zur Seite.

BERNHARD VANECEK ist 1975 in Frankfurt am Main geboren. Als Trainer oder Motivator liegt es ihm am Herzen Menschen jeder Generation für das Musikmachen zu begeistern. Wer Musik macht hat mehr vom Leben! Getreu diesem Motto initiiert er zusammen mit der Jeunesses Musicales, dem größten Jugendmusikförderverband der Welt, das Ethno Germany Camp, das Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt. Aus Lebensfreude am Musikmachen wird er die Beschwerde-Chöre begleiten.

DR. ANDREA LUTZ-KLUGE ist 1962 in Frankfurt am Main geboren. Hat Medienwissenschaften studiert und arbeitet als Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Ihr Lehrgebiet ist "Ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit“. Gemeinsam mit ihren Studierenden möchte sie das Konzept „Beschwerde-Chor“ aktiv erproben und in Ludwigshafen weiter verbreiten.

Die StudentInnen, Anna Gast, Larissa Just, Lena Matthie, Rebecca Meyer, Melina Senger, Jeanette Sindel, Natascha Stich, Vanessa Sumpmann und Linus Vogel der Hochschule Ludwigshafen (Seminarleitung: Lutz-Kluge) assistieren als VermittlerInnen in den Chorprojekten.

 

Gefördert wurde das Projekt durch das Kulturförderprogramm TOR4 der BASF SE. Mit der Impulsfrage „Warum wird eigentlich alles besser?“ eröffnet die BASF SE einen gesellschaftskritischen Diskurs und unterstützt insgesamt 16 Projekte aus den Bereichen Musik, Tanz, Literatur und bildender Kunst in der Metropolregion Rhein-Neckar. Weitere Informationen unter www.basf.de/tor4