Veronika Veit

Veronika Veit

Auf Augenhöhe
14. November 2008 – 11. Januar 2009

Über viele Jahre konzentrierte sich das bildhauerische Werk Veronika Veits (Jg. 1968) ausschließlich auf die einfachen Dinge des alltäglichen Lebens. Sie formte Dinge nach, die uns tagtäglich umgeben, verkleinerte und verfremdete diese unscheinbaren Gegenstände so, dass diese oftmals ein kurioses Eigenleben entwickelten. Der Mensch jedoch, der diese Dinge benutzt war immer abwesend. Bis vor zwei Jahren. Seit 2006 untersucht Veronika Veit mit einer neu begonnenen Werkgruppe den Aspekt der menschlichen Figur.

Sie beginnt mit Industrieschaum, ein leicht zu bearbeitendes Material, menschliche Figuren zu gestalten und erweitert durch die Interaktion von Skulptur und animiertem Film den klassischen Begriff der Skulptur. Wieder konfrontiert die Künstlerin den Betrachter mit alltäglichen, vertrauten Szenerien (z. B. eine Haltestelle), die sich in jüngster Zeit zu großen, raumgreifenden installativen Arbeiten entwickelt haben.

Für die großflächige Ausstellungshalle des Kunstvereins Ludwigshafen hat Veronika Veit eine aus mehreren Elementen zusammengesetzte multimediale Installation konzipiert. Alles spielt sich mitten im Raum ab, die Wände bleiben leer. Vierzig kleine, etwa 1,20 Meter große menschliche Figuren nehmen die Ausstellungshalle in Beschlag. Sie gruppieren sich um fünf locker im Ausstellungsraum verteilte, bühnenartige Bauten. An einigen Stellen sind in die Wände kleine Monitore mit kurzen Filmloops eingelassen. Jede Figur - es handelt sich ausschließlich um erwachsene Personen - ist in ihrer Erscheinung einzigartig, besitzt ganz individuelle Züge. Der Besucher landet beim Betreten der Halle - ähnlich wie Alice im Wunderland - in einer traumartigen, wie auf den Kopf gestellten Welt. Wie ein Riese überragt er die kleinen Skulpturen und schaut verwundert auf sie herab. Sein Blick bleibt an den Gesichtern, Händen, Haaren und Augen hängen. Die lebensnahe, detailgenaue realistische Darstellung des menschlichen Körpers ist verblüffend. Die Figuren verharren still. Es liegt eine melancholische Grundstimmung über der gesamten Szenerie. Die Frage, auf was sie denn warten, bleibt offen. Auf besondere Weise verbindet die Künstlerin ihre realistischen Skulpturen mit animierten Filmen (Monitor) und macht dadurch die Rolle des Individuums und seine gleichzeitige Einbindung in gesellschaftlich und medial bedingte Strukturen sichtbar.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Verlag Moderne Kunst Nürnberg mit Textbeiträgen von Barbara Auer, Wolfgang Ullrich und Ernest Uthemann.

Barbara Auer Ludwigshafen im September 2008